Samstag, 1. Februar 2014

Und dann ist es doch auf einmal zu Ende.

Sooo, das war es dann. Aus dem Hotel auschecken und traurig Abschied vom Pool nehmen.
Wir verlassen Basse Terre und fahren wieder auf den anderen Teil der Insel. Der letzte Tag in Grande Terre. Es fühlt sich an wie nach Hause kommen und da ich, während ich das hier schreibe, tatsächlich wieder zu Hause bin: es hat sich mehr nach zu Hause kommen angefühlt, als wie in meinem realen zu Hause. verrückt, wie schnell uns etwas vertraut werden kann.

Bevor wir nach Grande Terre fuhren, besuchen wir noch die Destillerie Severin. Ich brauchte noch Punch für zu Hause und es ist die letzte, mit Schaufelrad betriebene Destillerie. Sieht lustig aus und ich mag es.






Vollkommen überraschend finden wir noch ein Ananasfeld (da kommen die also her und nicht vom Baum) und eine kostenlose Rumverkostung, die einen wenn man nicht aufpasst, mal komplett lahmlegt. Ich glaube, der betrunkene, nach Süffel riechende Holländer Mite 50,der Sorte laut und angenehm, neben mir im Flugzeug, der 8 Stunden später immer noch nach Alkohol roch, ist direkt von dort zum Flughafen gefahren. Verrückt.
Nach unserem Ausflug in die ländlich gelegene Destillerie gings dann zum Abschluss nochmal nach Point a Pitre an den Hafen. Kreuzfahrtschiffe gucken und Lust darauf bekommen, am Markt den Muschelverkäufern zusehen und den Kopf vor der Sonne schützen. Nach nicht allzu langer Zeit haben wir genug Leute gesehen und es zieht uns zurück nach Sainte Anne, wo unser erstes Häusschen stand. Ab an den Strand. Meinen Favouriten in Gwada. Das schienen auch die Kreuzfahrtgäste zu wissen. Wahlweise mit gelb-weiß gestreiften (Deutsche) oder orangen Handtüchern (Italiener) brachten sie den Strand fast zu platzen. Und irgendwie waren mir meine weißbleichen Landsleute, die auf eine so andere Art laut sind, als die Guadeloupen,  fremd und sogar fast unangenehm, obwohl die nichts machten. Komisch. Wir chillten noch ein wenig, genossen das fantastische Wasser und fuhren dann in unser neues, altes Hotel, in dem wir auch die erste Nacht verbracht haben.

Komisch, sich selbst zu vergleichen zu können. Wie ich es hier fand, als ich das Hotel in Le Gosier am ersten Tag betrat und ich wie ich jetzt bin.Voll dieser Eindrücke und Dinge, die wir gesehen haben. Die Abende auf der Terasse, unter dem Moskitonetz und am Meer unterm Sternenhimmel. Ich kann auf mich selbst eine Schablone legen und sehe wo die Linien verschwimmen und was sich verändert hat.

Wir haben keinen wirkliche Hunger, streifen durch die Stadt, erfreuen uns auch hier - wie überall auf der Insel- an der üppigen Weihnachtsdeko und landen am Meer. Wir spazieren zurück und es wird greifbare Realität, dass es nun vorbei ist. Meine, mehr als 120 Tage warten haben sich gelohnt. Ich hatte einen Urlaub, von dem ich sooo lange zehren werde, dass ich durch pure Vorstellungskraft das Meer riechen kann, wenn ich die Augen schliesse.

Ich habe Babyhaie in freier Wildbahn gesehen, ich habe nur freundliche, fröhliche und aufgeschlossene Franzosen getroffen.
Der Mietwagen hat mehr als 1200 km runter und ich habe leckersten Fisch gefuttert und fröhlich Rum mit Rohrzucker getrunken.
Ich habe meinen Mc Chicken bei Mc Donald genauso genossen, wie das selbstgemachte Kokosnuss Sorbet am Strand.
Ich hatte einen traumhaften Geburtstag und die beste Reisebgleitung, die ich mir vorstellen kann.
Ich habe den Sternenhimmel gesehen und habe in einem Cottage, hinter den Fischerhütten gelebt.
Ich habe einen Dominostein gefunden und ein Haargummi verloren.
Ich hing an einem Seil mitten im Regenwald.
Ich war beim Karneval auf der Straße.
Ich habe so viele lustige Tiere gesehen.
Ich war auf einem Vulka und im Wasser.
Ich kenne fast alle Strände dieser Insel, deren schmetterlingshafte Form ich nicht vergessen werde, ich kenn dich Guadeloupe - und du hast es echt geschafft.

Auch wenn ich hier nie mehr zurückkehren werden, weil ich noch so viel andere Orte sehen muss: Du hast mich glücklich gemacht. Strahlen über beide Backen-.

Au Revoir!




Tag 12: Das letzte große Abenteuer: Soufrière

Letztes Jahr gab es die Masca Schlucht Challenge in Teneriffa. Eine 5 km lange Schlucht, holprig, tief, urzeitlich, erst runter - dann hoch.ANSTRENGEND: In 3 Stunden runter bis zum Meer und wieder hoch.Rick Tack, wir mussten den Mietwagen an dem Tag nämlich noch bis Ladenschluss zurückgeben. Im Reiseführer stand man brauche 2,5 für eine Tour. Daran muss ich gerade heute denken, während ich gerade versuche um 4 Uhr früh wach zu werden und zu bleiben und mir müde einen Kaffee einzuflößen. Heute haben wir uns eine ähnliche Aufgabe gestellt. Mehr Höhe, aber weniger ZeitdruckWir fahren heute 70 km immer an der Küste entlang, runter in den Süden. Wir fahren in dieser Früh, weil es wohl die Chance auf beste Sicht gibt und noch nicht so voll sein sollte. 6:30 Uhr wird die Sonne aufgehen. 4:30 Uhr ist Abfahrt. Brote sind geschmiert, Funktionskleidung ist angezogen und die Wanderschuhe sind geputzt.

Endlich angekommen ist es erstmal unheimlich und mitunter fragwürdig. Es gibt eine Ausschilderung, der Weg ist allerdings ziemlich unwegig und unser Auto erklimmt vollkommen einsam auf der Straße, Höhenmeter um Höhenmeter. Man sieht nur ca. 3 Meter die Straße, danach vollkommene Dunkelheit. Es fühlt sich an als fahren wir ewig und jedes Schild, das den Weg weiter weist ist für mich ein kleines Glück, auch wenn die Straße einfach nur immer weiter hoch führt. Irgendwann bei 100 Metern kommen wir an einem größerem ashaltiertem Platz an. Hier ist Endstation, hier ist der Punkt, wo wir unser kleines Auto verlassen und abstellen. Es fühlt sich an wie zurücklassen. Mit der Handytaschenlampe gehts weiter zum Schild mit der Karte vom Wanderweg.


Mir macht die ein oder andere Abzweigung in Kombination mit meiner Orientierungslosigkeit  mittelgroße Sorgen. Aber erstmal um die Dunkelheit kümmern. Sonne wo bleibst du? 6:10 Uhr und noch nicht mal ein kleines Morgengrauen zu sehen. Die Vögel sind schon wach und quäken fröhlich in den Morgen. Mir ist ehrlich gesagt nur unheimlich. Aber pssst... nach außen bin ich mutig und furchlos.
Wir laufen los. Ich hab zwei Hosen, T-Schirt, Pullover und Windjacke an. Noch ist mir kalt.
Die Ausschilderung warnt nochmal vor dem Schwierigkeitsgrad und dann gehts los. Ein Weg aus Holztreppchen schlängelt sich in engen Linien durch die Bäume und führt sehr steil nach oben. Nach den ersten zehn Minuten bin ich atemlos und muss den Pullover ausziehen.

Die Sonne fängt nun langsam an ihren Tag zu planen und erstrahlt uns den Weg. Weg mit der Taschenlampe. Nach einer kurzen Umverteilung des Proviantes (warum, ja warum fällt mir das auch jedes Jahr so schwer einen vernünftigen Rucksack mitzunehmen statt meiner komplizierten und Rückunschonenden Schultertasche) erreichen wir den ersten Checkpoint. Den alten Parkplatz. Immer noch kein Mensch zu sehen und ich beginne mich zu fragen, ob wir die einzigen sind, die das hier machen. Die Wege sehen aus, als wäre seit Monaten keiner mehr hier gewesen. Vielleicht gab es ja eine Warnung, in dem doch so beliebten französisch, und wir haben das nicht mitbekommen? Oh jeee.. ich schieb das Unbehagen mal beiseite, denn der Weg fordert einiges an Konzentration ab. Holztreppchen ADÉ::  es geht nun über Palmenwedel und Stein.

Wir wandern und klettern. Einfach immer weiter. Es ist anstrengend und es geht holter di polter rund um den Vulkan immer weiter nach oben. Ein paar Mal abrutschen, fleißig festhalten und freuen, dass es nicht regnet. Sooooviel sehen wir leider nicht, da der ganze Berg im feuchten...sehr feuchten Nebel verhangen ist.  Leider wird es weiter oben dann auch noch sehr sehr windig. Erst nur ein bisschen, dann so sehr, dass ich versuche nicht darüber nachzudenken, wie wir wieder runter kommen sollen.


Wir passieren in Abständen zwei ziemlich große Felsspalten und zahlen unseren Wegzoll in Form eines Krümels an den Hüter der Bergin.

Irgendwann als der Wind nicht noch stärker werden darf - endlich!!! Gipfel!!!!!! Geschafft! 1.467 Meter erreicht und endlich was zum festhalten.
Das Plateau oben erstreckt sich noch ein ganzes Stück und wir gehen noch ein Stück. Ich verliere gefährlich oft die Bodenhaftung und wünschte ich hätte den Rat befolgt, den mir meine Großeltern immer gaben, wenn es stürmisch war: Steck dir Steine in die Taschen. Ja, der Opa Karl hat es einfach gewusst. Leider lässt die fehlende Sicht und der Wind keine ausgiebigere Entdeckungstour als 10 Meter zu. Dann siegt der Wunsch, den restliche Urlaub nicht in eine Wegspalte geweht zu werden.

Der Rückweg ist nicht mehr so anstrengend für die Konditionen, eher für die Knie und für den Popo. Schön die Treppe runtergesegelt, aber weich gelandet :-)


Auf dem letzten Kilometer began dann  noch der Kurs Französisch für Anfänger. Bonjour sagen. Alle 2 Meter kam uns jemand entgegen. Tatsache! Bonjour Bonjour Bonjour. Ich habe meine französisch Kenntnisse dann auch noch soweit ausgebaut, dass ich die Frage ob es oben blau ist, versteh und verneinen kann.

Aber egal wieviel Bonjours wir dann runtermurmelten, an dieser Stelle machte es auf einmal sehr viel Sinn so früh gestartet zu sein. Wir hatten die Bergin für uns. Keiner da, der überholt werden müsste. Alle, die uns begegneten, honorierten unseren morgendlichen Einsatz mit einem anerkennenden Blick. Ein wirklich tolles Gefühl schon vor 10 Uhr einen Vulkan bestiegen zu haben. Sonst mach ich bis dahin höchstens mein E-Mail Postfach auf der Arbeit leer und schmiere mir ein Röstzwiebelbrot, dass aufgrund seines ungewöhnlichen Aussehens immer noch vereinzelt für Tumult sorgt :-)

Den Rest des Tages haben wir etwas gemacht, dass wir sonst ganz selten machen: Nichts. Es ging nochmal schorcheln, dann mit einem Buch an den Pool, es gab ein paar Punsch und wir schauten uns erst den Sonnenuntergang, dann die Sterne und dann die Mücken an. Gute Nacht Guadeloupe... das war es dann bald. Noch ein Tag bleibt.

Tag 11: Ein Tag rund um die Inselhälfte Basse Terre

Tag 11 führte uns erstmal wieder sehr sehr früh nach Boulliante zur Tauchstation. Um 8 Uhr war angesetzt für das Wracktauchen, ich war mit Buch und Handtuch und Schnorchelausrüstung bewaffnet und hab das alternative Freizeitprogramm - Schildkröten gucken und lesen - gebucht. Außerdem gab es die obligatorischen Regenfälle, die die obligatorischen Regenbögen immer und immer wieder ins Meer gießen. Ich glaube unter irgendeinem Stein verbirgt sich mal kein kleiner Krabbel-Krabben Kumpel sondern Regina Regenbogen. Verrückt, wenn ich mal Glück suchen muss, komme ich auf jeden Fall wieder und setze mich an den Strand von Boulliante, die angebliche Schildkrötengarantie ist doch eher eine Regenbogengarantie. Aber wer weiß, vielleicht habe ich die Frau vom Tauchen auch falsch verstanden ;-)

Nachdem die kleine Reisegruppe wieder zusammen war und der Platzregen mit dem Regenbogen gen Verdunstung zog, ging es weiter. Heute stand die Umrundung der Inselhälfte Basse Terre mit dem Auto auf dem Plan. Erster Stopp war Petit Anse, der kleine Bruder von Grande Anse. Wieder mal ein wunderschöner Strand, der viel Sand, Palmen und kristallblaues Wasser zu bieten hatte. Der Strand war recht klein und wir hatten ihn so gut wie für uns allein. Das lag entweder am Nieselregen oder an der Kleinheit des Strandes oder daran, dass es Montag 10 Uhr morgens war :-)
Montag 10 Uhr morgens, Taucherbrille auf, Schnorchel an und ab! Ich habe mehr als Blut geleckt. Ich kann mich kaum satt sehen an der bunten kleinen Fischpracht. Das niedlichste war hier, eine kleine Dreier-Fisch Kombo mit fast durchsichtigen dreieckige Fischen mit nem ganz kleinen spitzen Mund.... hach :-) Im Niesel zu Schnorcheln fühlt sich auch ungewohnt an.

Dann gings weiter zu nem kleinen Ausguck am Plage Barque:


Der Ausguck dauerte nicht solange, weil der Regen wieder loslegte- und soviel gab es auch nihct zu sehen.

Nächster Stopp: Musee de Cafe - zufällig am Wegrand und vielleicht ganz gut. Dort waren alle nett, konnten allerdings kein deutsch und nur so viel englisch, um uns zu erklären, dass innerhalb des Museums alles auf französisch ist. Egal, dass liest ja eh doch keiner was im Museum steht, egal welche Sprache. Wir haben trotzdem ne Menge gelernt. Auf der Rückseite der Eintrittskarte war so eine Art Quiz. Unglaubliche Motivationshilfe! Ein Wörtesuchspiel, welches Wort in der Frage steht hier auf den Schautafeln und was mag das bedeuten. So haben wir aber doch verhältnismäßig viel mitgenommen. Ich fand auch noch den kostenlosen Kaffee lecker und die Berge an Kaffeebohnen und das man die Rösterei besichtigen konnte.


Auf weiter, nicht mal die Hälfte der Strecke geschafft. Die Fahrt entlang der Küste war einfach nur sehenswert. Tiefe Täler, Berge und immer am Rand vom Regenwald. Kühe, Ziegen und Hühner, die frei rumlaufen und gackern und watscheln und kleine Dörfchen, in denen immer jemand mit einem Baguette durch die Gegend lief. Kinder in Schuluniformen, Männer mit Pfeiffen im Mund vormittags unter einem Baum. Überall wird die köstliche kreolische Küche beworben und viele fahren deutsche große Autos. Ich werde mich nicht satt sehen können.



Gegen späten Mittag kamen wir in Trois Riveries an, wo wir eigentlich die alten Höhlenmalereie anschauen wollten. Aktuell wird dort renoviert. Das Gute ist: der Eintritt ist kostenlos. Das Schlechte ist: Montag ist zu. Egal. Ich bin eh eigentlich gerade nur hungrig und kurz vor der offiziellen Verhungerung (mal wieder und von einer Sekunde auf die andere). Das volle Restaurant mit direktem Blick auf den Minihafen lockte uns erstmal magisch an. Das Dörfchen machte so erstmal einen leicht authentischen, ziemlich untouristischen Eindruck :-) Das Restaurant brauchte uns aber nicht so sehr, wie ich es. Die Bedienung kam weder hinterher noch was es wichtig, also: strategischer Rückzug. Zeitfenster 5 Minuten bis zu Verhungerung. Und dann Volltreffer: Hauptstraße, die eher eine kleine Gasse ist, kleines Loka mit 6 Plätzen draußen und 10 drinnen, leicht marode aber irgendwie heimelig. Draußen sitzen ist immer gut und wir haben das erste Restaurant in unserer Auswahl, dass wirklich kein englisch versteht. Irgendwie bestellen wir dann einen Punsch, ein Bier mit Sprit (leicht zu bestellen) und essen (unmöglich). So richtig wissen wir nicht was wir bestellt haben, aber es scheint sehr kompliziert zu sein, soviel wie der Kellner erzählt, obwohl er weiß, dass wir nüll verstehen. Ich hoffe das hier ist kein Kugelfischrestaurant. Es dauert nicht lange und wir kriegen einen Teller Salat und zwei große Teller voller Fisch und Reis und Gemüse. Ich habe einen ganzen gegrillten und René ein Fischsteak mit kreolischer Sauce. Dazu gibts noch eine Art Gemüseauflauf, der so intensiv und lecker gewürzt ist, hmmm. Schmeckt intensiv nach Pfeffer ohne scharf zu sein und vor allem lecker.


Lief dann aber echt super. Frischer Fisch mit so

Gestärkt gehts dann weiter zu einem weitreen Grande Anse. Schwarzer Sand, endlich. Darauf habe ich schon eie Weile gewartet und leider oder auch endlich perfekte Anfängersurfwellen. Leider keine Surfbretter zum leihen :-( Dafür aber auch kaum andere Leute.

Wir fahren mutig weiter und entdecken noch den ein oder anderen Aussichtspunkt.
 Zum Abschluss gab es noch eine Runde am Handelshafen und ein bissel Stau.
Wohl dem, der nirgendwo hin muss und Seifenblasen dabei hat :-)

Tierische Freundschaft: Kühe und Enten ....

Sonntag, 26. Januar 2014

Exkurs Tag 10: Währenddessen auf dem Tauchboot

Während meiner Nicht-Teleportation auf dem Boot:

Nachdem wir wie beschrieben, diesen Morgen die Küstenstraße schon mehrfach auf und abgefahren waren, kamen wir um kurz vor zehn in dem kleinen Fischerdorf Bouliante an. Es liegt in einer Bucht, vor ihr in etwa 1,5km Entfernung die Pigeon Inseln.

Die Auswahl der Tauchexkursanbieter war groß, der Parkplatz voll, viel Gewimmel. Wir hatten anhand von Flyern schon einen favorisierten Anbieter herausgesucht, dessen kleine Holzbude war jedoch nicht besetzt, also gingen wir zu der nächsten sympathischen. Die junge Dame darin sprach wiedereinmal kein Englisch, führte mich jedoch direkt zu dem dazugehörigen Tauchshop am Wasser. Eine junge Engländerin, die dort arbeitete, sorgte für Verständigung. Als sie mir den täglichen Tauchplan erläuterte und ich auf die Uhr schaute, kam eins zum anderen: kurz vor zehn, super! Ich konnte mich noch kurzfristig einer Tauchgruppe zu den Pigeon Inseln anschließen.

Anfangs schien mir alles sehr organisiert: sofort stand eine Tauchflasche mit Jacket für mich bereit, Flossen wurden gebracht und anprobiert. Dann wurde ich zum Boot geschickt. Am Pier lagen Mehrere. Auf die Frage, welches es genau sei: good question! Eine freundliche Französin brachte mich draufhin zu einem Schlauchboot mit Außenbordmotor und einem Sonnendach. An Bord wollte ich wissen wo das Equipment verstaut wird, wieder die Antwort: good question, i never was on this boat before. ok.

Nach und nach trafen die Tauchcompadres ein: zwei Masterdiver, die jeweils aussahen, wie die jüngeren unehelichen Brüder von Gerald Depardieu, zwei Familien mit insgesamt drei etwa zehnjährigen Kindern, zwei älteren Damen, ein Päärchen und schließlich ca. Mittefünfziger mit interessanten Zähnen und längeren grauen Haaren. Er setzte sich sofort an das Steuerrad.

Unsere Namen wurden zwecks Vollständigkeit gecheckt und los gehts!

Wir fuhren sehr gemütlich, bzw. langsam. Trotzdem ging dem Motor kurz vor Erreichen der kleinen Inseln der Sprit aus. Das kam für den Kapitän sicher überraschend, denn die Tankanzeige war seit der Abfahrt auf Null.  Die beiden Departieus kramten daraufhin eifrig in einer großen Box am Heck des Bootes, darin war noch ein Benzinkanister hingelaufen. Die Strömung trieb das Schlauchboot immer näher an die, der Insel vorgelagerten Felsen. Nach etwa 10min lief der Motor wieder - Problem gelöst, Heckbox kann wieder mit ihrem großen Deckel verschossen werden, wenn....ja wenn nicht eines der Kinder seinen Ellenbogen darauf abgelegt hätte, welcher nun einen heftigen Schlag vom herunter eilenden Deckel erhielt. Trotz großer Schmerzen, die das junge Gesicht erkennen ließen ,kam kein Schrei von Achtern. Tapfer Tapfer.Ab ins Wasser! Das Tauchen war eher unspektakulär, außer das unser Tauchguide, der Kapitän mit den lustigen Zähnen, mit großer Zielsicherheit an den Highlights des Tauchgangs vorbei schwamm, und sie erst nach intensiven Hinweisen der anderen Drei Taucher wahrnahm.

Tag 10: Von Tauchausflügen und orientierungslosen Ernies

Ich dachte, ich wäre dem Ernie-sein wenigstens ein wenig entwachsen.Aber anscheinend muss noch viel Regen Basse-Terre herunterregnen. Zur Erinnerung und was bisher geschah; seit ich in der Neon vor vielen, vielen Jahren einen Artikel über das Ernie und Bernd Syndrom gelesen habe, kann ich nicht umhin, dass immer wieder für mich selbst im Alltag zu bestätigen. Wer mag, kann ja einfach mal googlen: Neon, Ernie und Bert...das kann man finden. Als Kurzfassung: Jeder kennt Ernie und Bert aus der Sesamstraße, der eine denkt bevor er handelt, der andere handelt und verpeilt. Struktur gegen den Drang sich treiben zu lassen und den unerschütterlichen Glauben, dass sich alles von alleine fügt. Mitunter wird man von der Realität unterbrochen. Für mich persönlich ist immer noch nicht ganz klar, ob ich wirklich ein Ernie bin, oder einfach nur einen unglaublich schlechten Orientierungssinn habe.

Egal. Zurück zum Frühstück. Mit einem großen Schluck Kaffee, einem kleinen Stück Kuchen und einer Tasse voll Müsli wurde dieser Tag begrüßt. Aus der anfänglichen Planlosigkeit gegenüber diesem Tag wurde dann doch relativ schnell ein konkreter Plan. Da gestern genauso aufregend wie anstrengend war, entschieden wir uns zum Jacque Cousteau-Reservat zur Tauchstation zu fahren und einen Tauchgang für die nächsten Tage klar zu machen.

Nach einer knappen Stunde Fahrt... ja verrückt... auf dieser Inselhälfte muss man echt lange fahren: Aber ich mag die Autofahrten, die Dörfchen kennt man mit der Weile und ich bin in Deshaies immer noch zu entspannt, um rechtzeitig mein Foto von der Bucht zu schiessen. Immer zwei Kurven zu spät :-) Steht aber ganz große als Etappenziel für die nächsten vier Tage auf dem Zettel.

Endlich angekommen, endlich ein Parkplatz...(um 9:40 am Strand gar nicht so einfach auf n Sonntag) wir watschelten zuversichtlich zu dem kleinen Büdchen, dessen Flyer wir im Flyerstapel im Hotel am ansprechensten fanden. (Diesmal Safety First: english spoken war das Trigger-Wort). Die nette Frau brachte uns auch gleich dorthin -where the magic happens- zur Tauchstation. Dort waren alle furchtbar freundlich und zuvorkommend und auch wenn es nur noch 10 Minuten Zeit waren, konnte René am 10 Uhr Tauchgang teinehmen. Vollkommen euphorisch und motiviert wurde ich mit auf den Zettel für das Boot geschrieben, aber mitfahren und dann oben bleiben ... das ist irgendwie wie an den Strand fahren und nicht ins Meer hüpfen. In der Eile konnten wir uns weder verabschieden, noch einen Treffpunkt ausmachen noch irgendwas organisatorisches bereden. Eigentlich gut, weil ein Ernie braucht das nicht... irgendwie merkwürdig, aber wenigstens wußte ich, wann das Tauchboot zurückkommt. Die Zeit zwischen 10 und 12 war meine. Die Tauchstations-Schnecke hat mir noch erklärt, dass in der Bucht die Schildkröten zum Frühstück kommen und mir gezeigt wo ich schnorchel muss, um die Turtels zu sehen. Und so flanierte ich am voller werden Strand. Crepe war noch nicht offen und auf Kaffee hatte ich keine Lust. Aber wozu auch mehr wollen als da ist. Ich holte mein Handtuch mein Schnorchelzeug und vergnügte mich leider Schildkrötenlos am Strand und kam endlich mal wieder zu einer ausführlichen Leserunde (Gleitflug von Anne-Gine Goemans - nichts aufregendes, aber ich mag wie die Geschichte erzählt wird und ich kann mir alle, die in dem Buch vorkommen vorstellen).

Irgendwann wurde es kurz vor Zwölf und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, als das Tauchboot von Archipel Plongé anlegte. Kurzer erfolgloser Kenner-Blick über die ganzen Taucher, die ausstiegen...ein merkwürdiges Gefühl stieg in mir hoch...ich wusste, dass René eine rosa Taucherflasche hatte, dass fand ich nämlich ziemlich lustig. 

Da war aber keiner, der von weitem so aussah wie er... und keiner mit rosa. Noch mehr Merkwürdigkeit beschlich mich. Wahrscheinlich hatte ich ihn nur übersehen. Ich wanderte mal die 100 Meter rüber, zu den Tauchbasen und dann wurde es noch merkwürdiger... ich erkannte hier nichts wieder. Gar nichts. Um sich das richtig vorzustellen: Der Strand ist vielleicht 700 Meter lang, gut überblickbar und ich erwartete nicht, dass mich das Wiederfinden vor große Herausforderungen stellen wird. 
Starr und regungslos beginne ich mich zu fragen, ob so etwas wie eine spontane Teleportation stattgefunden hat oder ich in einer Zeitspalte gefangen bin....vielleicht sind ja jetzt alle die ich kenne schon 90 Jahre alt. Erstmal ein paar Test-Whats-App Nachrichten verschicken und die Wirklichkeit kalibrieren. Zeitspalte konnte ich nun ausschließen. Die Verwirrung und mein kurz-vor-heulen Gesicht ( hallo Eltern: wisst ihr noch als ich mit ca. 5 Jahren draußen vor dem Edeka warten sollte, eine Rolle an dem kleinen Geländer gemacht habe und dann heulend und voller Blut am Kopf in den Supermarkt gerannt kam.... so war das, bloß ohne Blut und heulen hab ich auch nicht gemacht) riefen aber sofort Hilfe auf den Plan. 

Ein freundlicher sympathischer Typ von Archipel Plongé merkte, dass etwas nicht stimmte. Erst dachte er ich will tauchen.... ich erklärte ihm, dass ich warte, weil der René hier tauchen war. Es dauerte zwei Sekunden bis er mir sagte, hier war heute kein René und er sprach dabei diesen französischen Namen so fremd aus, als hätte ich was kompliziertes auf russisch genuschelt. Er brauchte 3 Sekunden um mir die Liste vom 10 Uhr Tauchgang zu zeigen, kein René und mein Name auch nirgendwo und er brauchte 4 Sekunden um seinen Kollegen zu fragen...der kannte aber nur mal einen René der ca. 2 Meter groß war... das passte dann nicht. Um mich zu beruhigen lief ich erstmal zum Auto und machte es auf und wieder zu. Beruhigend, etwas in meinem Leben schien noch zu funktionieren. Und wieder zurück. Der Tauchlehrer Typ von eben und ich begannen nun doch kurz zu reden. Interessanterweise versuchte er mich immer wieder mehr oder weniger subtil vom tauchen zu überzeugen und falls ich René nicht wiederfinde sollte ich jederzeit vorbei kommen! 

So macht man das halt auf einer Insel. Oh jemand ist weg, ich äh geh mal kurz tauchen ;-)

Aber er gab sich wirklich Mühe mir Haufen Elend Hoffnung einzuflößen: Wenn Du ihn nicht findest, rufen wir ihn dann an und alles wird gut. Ich wollte mir diesen Funken Hoffnung nicht zerstören lassen, in dem ich dem Mann sagte, dass ich Renés Handy hatte. 

Aber keine Sorge, die Geschichte geht gut aus. Auf Sherlock Holmes Spuren suchte ich eifrig nach Anhaltspunkten und in meiner Dokumentationssucht schaute ich einfach die Fotos an, die ich vor dem Tauchgang vor der Tauchstation gemacht hatte. Yes. Rosa Häusschen, Holz und ja ;-p aufeinmal wurde es, wie bei so vielen Sachen, wenn man einmal dahinter gekommen ist, wie es läuft, sehr sehr einfach. Ich ging ganz souverän die 5 Meter weiter, zur nächsten Tauchstation und eine freundlich winkende Frau wedelte schon und machte mir in feinstem fränzösisch klar, dass das Boot gleich anlegt. Tiefes Einatmen, tiefes Ausatmen...keiner was gemerkt! Notiz an mich: Immer schön den Weg merken :-) immer schön ruhig bleiben, und wie hat Oscar Wilde schon gesagt: Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende

Der Rest des Tages war einfach nur entspannend, bisher haben wir ja fast pausenlos Aktivitäten angesteuert. Lecker kochen (Rindfleisch, Tofuburger, Süßkartoffelpüree und Ratatouille) und eine große Runde im Pool mit lesen, dem Regen zuhören, dem Regenbogen zuschauen, der Sonne zublinzeln, Witze über Vögel machen, dem Versuch Lindenstraße zu streamen und Entspannung. Jetzt ist Feierabend im Karton und es gibt Abendbrot und Käse.hmmmm Kääääääseeeeeeee!!!!


Der stündliche Regenbogen

Strand, wo man sich orientierungslos rumtreiben kann

Lungern am Pool mit nicht mehr kalten Füßen

Rechts im Bild: unser Hüttchen für den Nachmittag

Tag 9: Ab in den Regenwald

Aus gegebenen Anlass wurde gestern vom Standard-Frühstücksritual abgewichen und wir vernaschten einen kleinen Kuchen. Noch leckerer als er aussieht, bis auf den letzten Krümel weggeputzt.

Obwohl es noch ganz schön früh war, machten wir uns auf den Weg zur Traversee. Das ist eine große Straße - große Straße ist hier auch ein großes Wort - die die Inselhälfte Basse Terre von Westen nach Osten verbindet. Man fährt hier direkt durch den Nationalpark, nicht beim Vulkan aber trotzdem eine ganz eigene Atmosphäre.

Als erstes Tagesziel stand der Park de Marmelles auf dem Programm. Hier hat man die Möglichkeit mitten im Regenwald einen Hochseilgarten zu besuchen. Beim Eingang angekommen begrüßte uns eine nette fröhliche Frau auf französisch, wechselte dann doch ohne Probleme ins Englische. Für 20 Euro pro Person wurden wir fix mit Gurtzeug ausgestattet und eine netter Herr, der kein englisch kann, wies uns in die Kunst der perfekten Sicherung in luftiger Höhe ein. Die Kombination aus seinen Erklärungen und seiner Vorführung ließen mich jedenfalls fließend französisch verstehen. Nach dem obligatorischen Vorführen des theoretisch gelernten Sicherns durften wir dann losstarten!

Viele kleine Seilbahnen, kleine Hindernisse und Balanceübungen - im Grunde nichts Neues- das Ambiente war einfach einmalig. Es hatte wieder angefangen zu regnen, die Bäume schwangen immer etwas mit dem Wind mit, es roch nach Erde und Grün und es war einfach Regenwald-Feeling, da der Baumbewuchs echt dicht war. Irgendwann zog ich einen meiner zwei Pullover aus, irgendwann ließ uns die Großfamilie vor uns, die ein ziemlich ängstliches (ängstlich gleich langsam) Mädchen dabei hatte. Irgendwie sind auf dieser Insel besonders viele nette Leute. Wir hörten diese Familie noch eine Weile, die Jungs versuchten nämlich erfolglos das Schnecki mittels Affenimitation zum Schnellerklettern zu bewegen. Besonders toll fand ich noch den Parcours, auf dem 200 Meter lange Seilbahnen waren. Verrückterweise sah man beim losfahren das Ende nicht. Ging teilweise wirklich beängstigend schnell durch den Wald. Zum Glück bekommt man vorm losmachen einen Bremshandschuh um mit der Hand, die sich nicht an der kleinen Winde festhält, ein wenig das Drahtseil zu umfassen und abzubremsen. Wenn man sich ordentlich am anderen Ende gesichert hatte, drückte man auf eine kleine Klingel und der nächste kann losfahren. Verrückt, aufregend, ohne Angst.



Nach dem Park ging es immer die Straße weiter. Man fährt durch kleine Straßen, die eigentlich für ein Auto fast zu schmal sind, die verrückten Franzosen brettern aber auch durch die Kurve mit nur gefühltem Wissen ob Gegenverkehr kommt oder nicht. Ich würde wirklich gerne mal die Unfallstatistik vom Guadeloupe sehen. Landschaftlich toll zum gucken, geschwungene Täler, die tief runter gehen, kleine Flüsse, viel viel üppiges grün -Nationalpark eben. Eines meiner neuen Hobbys ist ja auch noch das Ausguck-Finden. Auf unserer Karte ist da dann immer so ein strahlenförmiges Zeichen, lohnt sich mal mehr und mal mittel. Dieser Ausguck hat nicht so viel Ausblick gebracht, sah aber ansich niedlich aus.

Vincents kleiner neuer Kumpel
Es gibt ca. eine Million Wanderwege in den verschiedensten Kategorie. Da es gestern den ganzen Tag geregnet hat, gab es nur noch drei: Supermatschig, Schlammig und Matschig :-) Wir entschieden uns gegen Supermatschig und trauten uns dann erst bei Schlammig in den Wald. Ein lohnenswerter Spaziergang und wieder diese Regenwald-Stimmung, die man mit deutschen Wäldern nicht vergleichen kann. Allein schon wie die Wurzeln von den Bäumen aussehen, wie riesig alles ist und die Quotenpalmen...


Es war nun halb zwei und kurz vor Hunger, wir fuhren die Traversee noch fertig um dann Richtung Heimat Bungalow am Strand von Clugny einen Happen zu Essen, einen Punsch zu trinken und uns angemessen über die 40 Grad Temperaturunterschied zu zu Hause zu freuen. Das Restaurant war direkt unter freien Himmel, in bunten Farben am Strand und hier gabs kein Wort englisch zu sagen. Aber alles kein Problem, wenn man so ein Gourmet ist wie ich und nur Hühnchen oder Fisch ist .... die zwei Worte kann ich ja nun auf französisch.




Frisch gestärkt ging es nun nochmal zum Grande Anse, einen für Guadeloupe-Verhältnisse ziemlich langen Strand. Den hatten wir den Tag zuvor schon im Regen bewundert. Auf meiner To Do Liste stand noch ein leckeres Kokosnuss-Sorbet und zu meiner Überraschung, gab es auch an dem Strand ein paar Slackline, die eine Longline zwischen zwei Palmen spannten und ich konnte ein paar wackelige Schritte machen und mich wieder ein bissel ärgern, meine nicht mitzuhaben :-)



Den verbliebenes Restnachmittag sprangen wir in die Wellen, die hier ziemlich hart gegen Strandende brechen und einen gerne ein paar Meter im flachen Sand rum wirbeln. Das Wasser war wieder mal herrlich, so schnorcheln gab es nichts.

Pünktlich zum Sonnenuntergang um 18:20 wurde noch der hinterm-Haus Strand abgecheckt um dann unendlich erschöpft ins Bett zu fallen. Draußen trommelt jemand. Dann noch jemand, dann ganz viele und es wird immer lauter. Es erinnert mich an meinen Nachbarn, der immer laute Musik macht, nur dass das angenehm ist. Die Vögelchen sind heute Nacht auch zu müde zum piepen. Ich lasse mich vom Rhytmus, mit den Ohrenstöpseln in der Hand in den Schlaf trommeln. Gute Nacht Guadeloupe....