Samstag, 1. Februar 2014

Tag 12: Das letzte große Abenteuer: Soufrière

Letztes Jahr gab es die Masca Schlucht Challenge in Teneriffa. Eine 5 km lange Schlucht, holprig, tief, urzeitlich, erst runter - dann hoch.ANSTRENGEND: In 3 Stunden runter bis zum Meer und wieder hoch.Rick Tack, wir mussten den Mietwagen an dem Tag nämlich noch bis Ladenschluss zurückgeben. Im Reiseführer stand man brauche 2,5 für eine Tour. Daran muss ich gerade heute denken, während ich gerade versuche um 4 Uhr früh wach zu werden und zu bleiben und mir müde einen Kaffee einzuflößen. Heute haben wir uns eine ähnliche Aufgabe gestellt. Mehr Höhe, aber weniger ZeitdruckWir fahren heute 70 km immer an der Küste entlang, runter in den Süden. Wir fahren in dieser Früh, weil es wohl die Chance auf beste Sicht gibt und noch nicht so voll sein sollte. 6:30 Uhr wird die Sonne aufgehen. 4:30 Uhr ist Abfahrt. Brote sind geschmiert, Funktionskleidung ist angezogen und die Wanderschuhe sind geputzt.

Endlich angekommen ist es erstmal unheimlich und mitunter fragwürdig. Es gibt eine Ausschilderung, der Weg ist allerdings ziemlich unwegig und unser Auto erklimmt vollkommen einsam auf der Straße, Höhenmeter um Höhenmeter. Man sieht nur ca. 3 Meter die Straße, danach vollkommene Dunkelheit. Es fühlt sich an als fahren wir ewig und jedes Schild, das den Weg weiter weist ist für mich ein kleines Glück, auch wenn die Straße einfach nur immer weiter hoch führt. Irgendwann bei 100 Metern kommen wir an einem größerem ashaltiertem Platz an. Hier ist Endstation, hier ist der Punkt, wo wir unser kleines Auto verlassen und abstellen. Es fühlt sich an wie zurücklassen. Mit der Handytaschenlampe gehts weiter zum Schild mit der Karte vom Wanderweg.


Mir macht die ein oder andere Abzweigung in Kombination mit meiner Orientierungslosigkeit  mittelgroße Sorgen. Aber erstmal um die Dunkelheit kümmern. Sonne wo bleibst du? 6:10 Uhr und noch nicht mal ein kleines Morgengrauen zu sehen. Die Vögel sind schon wach und quäken fröhlich in den Morgen. Mir ist ehrlich gesagt nur unheimlich. Aber pssst... nach außen bin ich mutig und furchlos.
Wir laufen los. Ich hab zwei Hosen, T-Schirt, Pullover und Windjacke an. Noch ist mir kalt.
Die Ausschilderung warnt nochmal vor dem Schwierigkeitsgrad und dann gehts los. Ein Weg aus Holztreppchen schlängelt sich in engen Linien durch die Bäume und führt sehr steil nach oben. Nach den ersten zehn Minuten bin ich atemlos und muss den Pullover ausziehen.

Die Sonne fängt nun langsam an ihren Tag zu planen und erstrahlt uns den Weg. Weg mit der Taschenlampe. Nach einer kurzen Umverteilung des Proviantes (warum, ja warum fällt mir das auch jedes Jahr so schwer einen vernünftigen Rucksack mitzunehmen statt meiner komplizierten und Rückunschonenden Schultertasche) erreichen wir den ersten Checkpoint. Den alten Parkplatz. Immer noch kein Mensch zu sehen und ich beginne mich zu fragen, ob wir die einzigen sind, die das hier machen. Die Wege sehen aus, als wäre seit Monaten keiner mehr hier gewesen. Vielleicht gab es ja eine Warnung, in dem doch so beliebten französisch, und wir haben das nicht mitbekommen? Oh jeee.. ich schieb das Unbehagen mal beiseite, denn der Weg fordert einiges an Konzentration ab. Holztreppchen ADÉ::  es geht nun über Palmenwedel und Stein.

Wir wandern und klettern. Einfach immer weiter. Es ist anstrengend und es geht holter di polter rund um den Vulkan immer weiter nach oben. Ein paar Mal abrutschen, fleißig festhalten und freuen, dass es nicht regnet. Sooooviel sehen wir leider nicht, da der ganze Berg im feuchten...sehr feuchten Nebel verhangen ist.  Leider wird es weiter oben dann auch noch sehr sehr windig. Erst nur ein bisschen, dann so sehr, dass ich versuche nicht darüber nachzudenken, wie wir wieder runter kommen sollen.


Wir passieren in Abständen zwei ziemlich große Felsspalten und zahlen unseren Wegzoll in Form eines Krümels an den Hüter der Bergin.

Irgendwann als der Wind nicht noch stärker werden darf - endlich!!! Gipfel!!!!!! Geschafft! 1.467 Meter erreicht und endlich was zum festhalten.
Das Plateau oben erstreckt sich noch ein ganzes Stück und wir gehen noch ein Stück. Ich verliere gefährlich oft die Bodenhaftung und wünschte ich hätte den Rat befolgt, den mir meine Großeltern immer gaben, wenn es stürmisch war: Steck dir Steine in die Taschen. Ja, der Opa Karl hat es einfach gewusst. Leider lässt die fehlende Sicht und der Wind keine ausgiebigere Entdeckungstour als 10 Meter zu. Dann siegt der Wunsch, den restliche Urlaub nicht in eine Wegspalte geweht zu werden.

Der Rückweg ist nicht mehr so anstrengend für die Konditionen, eher für die Knie und für den Popo. Schön die Treppe runtergesegelt, aber weich gelandet :-)


Auf dem letzten Kilometer began dann  noch der Kurs Französisch für Anfänger. Bonjour sagen. Alle 2 Meter kam uns jemand entgegen. Tatsache! Bonjour Bonjour Bonjour. Ich habe meine französisch Kenntnisse dann auch noch soweit ausgebaut, dass ich die Frage ob es oben blau ist, versteh und verneinen kann.

Aber egal wieviel Bonjours wir dann runtermurmelten, an dieser Stelle machte es auf einmal sehr viel Sinn so früh gestartet zu sein. Wir hatten die Bergin für uns. Keiner da, der überholt werden müsste. Alle, die uns begegneten, honorierten unseren morgendlichen Einsatz mit einem anerkennenden Blick. Ein wirklich tolles Gefühl schon vor 10 Uhr einen Vulkan bestiegen zu haben. Sonst mach ich bis dahin höchstens mein E-Mail Postfach auf der Arbeit leer und schmiere mir ein Röstzwiebelbrot, dass aufgrund seines ungewöhnlichen Aussehens immer noch vereinzelt für Tumult sorgt :-)

Den Rest des Tages haben wir etwas gemacht, dass wir sonst ganz selten machen: Nichts. Es ging nochmal schorcheln, dann mit einem Buch an den Pool, es gab ein paar Punsch und wir schauten uns erst den Sonnenuntergang, dann die Sterne und dann die Mücken an. Gute Nacht Guadeloupe... das war es dann bald. Noch ein Tag bleibt.

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